Warum Du den manuellen Modus vermeiden solltest.

Viele Videos, Blogs und Bücher empfehlen neuen Fotografis den manuellen Modus. das ist Schwachsinn und ich verstehe nicht warum sich dieser Tipp so hartnäckig hält. Gerade neue Fotografis, wissen oft nicht wie die Werte aus dem Belichtungsdreieck miteinander zusammenspielen. Und den manuellen Modus zu nutzen, um den manuellen Modus zu nutzen hat gar keinen Effekt auf das Foto und das Lernen. Natürlich gibt es Situationen, in denen der manuellen Modus Sinn macht und du jede Komponente einzeln steuern möchtest, diese sind aber nur ein verschwindend kleiner Teil einer Fotos. Die bittere Realität ist nämlich, dass die meisten Profifotografen den manuellen Modus fast nie nutzen.

Der manuelle Modus ist für neue Fotografis vor allem eins: eine Quelle für Fehler, vor allem wenn du mit einer DSLR oder sogar noch SLR lernst.

Aber Max: aus Fehlern lernt man doch ?

Ja, aber Fehler bringen auch Frustration mit sich. Und glaube mir eins: nichts killt Motivation so schnell wie Frustration. Vor allem in der heutigen Zeit in der wir ständig Social Media, schnellen Reizen und kurzfristigem Dopamin ausgesetzt sind. Und um aus Fehlern zu lernen musst du dich mit diesen sehr genau auseinander setzen und das ist schwerer als es klingt. Ebenfalls musst du dafür auch wissen, was du genau falsch gemacht hast. Das ist ebenfalls extrem schwer, wenn du noch lernst.

Beispiel: Du hast ein Foto komplett überbelichtet, weil du von drinnen nach gegangen draußen bist. Eine EIXF sehen so aus 1/200 f/2 ISO1600. Du denkst dir: OK ich muss mehr auf die ISO achten, stellst diese das nächste Mal runter und dein Foto ist immer noch überlichten. Dann machst du also die Blende zu, um mehr Licht wegzunehmen…

Du merkst worauf ich hinaus will? Das ganze wird ein wildes Raten mit viel Entäuschung und Frustration. Und am Ende hast du dann vielleicht ein korrekt belichtetes Foto, aber alle Werte sind mehr oder wenig wild zusammengewürfelt statt sinnvoll gewählt. Und was nimmst du daraus für das nächste mal mit? Solche Erfahrungen lassen sich am Anfang super einfach vermeiden indem du auf den P, Av oder Tv Modus zurückgreift. So lernst du auch die unterschiedlichen Komponenten des Belichtungsdreiecks und deren Einfluss aufs Bild kennen.

Ein langweiliges Fotos bleibt ein langweiliges Foto auch wenn es perfekt belichtet ist.

Der manuelle Modus steuert die Belichtung. Du wirst also die ganze Zeit auf deinen Belichtungsmesser schauen und probieren, darauf zu achten, dass das Foto “korrekt” belichtet ist. Das kostet dich Energie, Anstrengung und Zeit. All das könntest du auch darin stecken dich mit deinem Motiv zu beschäftigen. Eine gute Kompostion schlägt immer korrekte Technik. IMMER. Und Komposition kannst du auch mit einem Handy in der Vollautomatik lernen. Sogar deutlich besser als im manuellen Modus, da du deine ganze Energie in das Suchen und Auswählen der Kompostion stecken kannst und dann nur abdrücken musst. Wenn du dann erfahrender bist kannst du langsam in die Blenden- und Zeitautomatik wechseln und nun gezielten einzelne für eine Komponenten wichtige Werte beeinflussen:

Willst du die Schärfentiefe steuern, gehst du in die Blendenautomatik: Bei Portraits ist dir die Verschlusszeit ziemlich egal. Du willst normalerweise nur einen bestimmten Wert nicht unterschreiten. Und ich hab gute Nachrichten für dich, wenn du die ISO auf Auto stellst kannst du einer Kamera sagen, dass sie eine gewisse Verschlusszeit nicht unterschreiten soll. Toll oder ? Leider ist diese Funktion nicht bei allen Kameras verfügbar, wenn deine Kamera sie aber hat, würde ich sie auf jeden Fall aktivieren.

Ist die Verschlusszeit für dich relevant, gehst du in die Verschlusszeitautomatik: Wenn du zum Beispiel beim Sport Bewegung einfrieren willst, musst du eine hohe Verschlusszeit wählen, hier macht es Sinn den Rest die Kamera wählen zu lassen. So kannst du dich voll auf den Sport konzentrieren und musst nicht wenn eine Wolke aufzieht oder die Action im Schatten ist noch schnell die Blende weiter öffnen oder die ISO hochstellen, damit du die korrekte Belichtung gewählt hast.

Die Programmautomatik ist perfekt, wenn du erstmal eine Motive finden möchtest und dich nicht auf technisches Konzentrieren willst. Hier kannst du dein Bild mehr beeinflussen als in der Vollautomatik. So kannst du der Kamera sagen worauf sie fokussieren soll, die Belichtungskorrektur auswählen und bereits in raw fotografieren.

Wenn du übrigens in den Halbautomatiken fotografieren kannst, kannst du es auch im manuellen Modus. Wenn du nämlich versteht, wie die Werte dein Bild beeinflussen ist der manuelle Modus nicht kompliziert. Trotzdem musst du nun auf alle drei Werte achten. Ich mag hier die Analogie des Fahrradfahren: Hier beginnst du ja auch mit Stützrädern und lässt diese nach und nach weg. Niemand steigt direkt auf ein Rad ohne Stützräder. Die Automatiken sind am Anfang deine Stützräder, später solltest du sie aber nicht komplett weglassen, sondern als sinnvolle Hilfen sehen, die dir die Situation erleichtern können.

Wenn du dich zuerst mit Komposition beschäftigst statt mit de technischen passieren zwei Dinge:

  1. Du wirst schneller besser. Kompostion macht in einem Bild so viel mehr aus als Technik. Du machst also viel sichtbarere Fortschritte: Dadurch bleibst du motiviert. Bist du motiviert, fotografierst du mehr und wirst dadurch auch immer besser.

  2. Das Technische kommt von selbst, da du es lernen möchtest um deine Komposition besser zu beeinflussen. Also beschäftigst du dich bewusst damit wie du ein Bild in eine bestimmte Richtung verändern kannst. Das ist eine viel stärkere Motivation als: “Ich muss das halt wissen um fotografieren zu können.” Dadurch lernst du nachhaltiger.

Wann macht der manuelle Modus Sinn?

Wie bereits gesagt, wenn du alle drei Komponenten des Belichtungsdreiecks genau steuern möchtest. Und das passiert nicht oft. Bei 99% aller deiner Fotos wirst du eine Komponenten identifizieren können, die den größten Einfluss auf das Bild hat und die du steuern möchtest., die anderen zwei sind dir mehr oder weniger egal. Wenn du hier den manuellen Modus nutzt machst du es dir selbst einfach schwerer. Und auch bei dem 1% an Bildern wo du den manuellen Modus wirklich brauchst kannst du bei den meisten die ISO sogar auf Auto laufen lassen.

Früher, als die Kameras noch voll mechanisch und die Belichtungsmesser sehr unzuverlässig waren, musstest du im manuellen Modus arbeiten, um die Ergebnisse steuern zu können und selbst damals war deine ISO durch den Film fix vorgeben. Ebenfalls gab es Damals nicht in jeder Kamera Programm- oder Halbautomatiken. Heute ist das aber nicht mehr der Fall. Wenn du natürlich mit einer analogen Kamera ohne Halbautomatiken fotografierst, musst du manuell belichten. Das ist aber etwas was ich neuen Fotografis definitiv nicht empfehlen würde.

Lichtstreifen in der Disco

Hier möchte ich alle Komponenten (ISO, Blende und Verschlusszeit ) selbst steuern um diesen Effekt zu erzeugen, also brauche ich den manuellen Modus.

Film simulieren

Wenn du die Erfahrung mit Film zu fotografieren simulieren willst, dann macht der manuelle Modus durchaus Sinn. So kannst du zum Beispiel die sunny sixteen Regel simulieren um einen bestimmten Look zu erzeugen. Dann bist du aber kein Anfänger oder Anfängerin mehr, sonder sehr wahrscheinlich schon fortgeschrittener und weißt wie du mit der Kamera um zu gehen hast. Neuen Fotografis empfehle ich das aber definitiv nicht.

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